Alpiner Basiskurs 2019

DAV Sektion Hagen – Alpiner Basiskurs im Zillertal

13. – 20.07.2019
Von 106m auf 3195m in 7 Tagen.
Von Hagen im Sauerland auf die Floitenspitze im Zillertal.


Es ist 10.45 Uhr am Freitag, den 19.07.2019 auf der Grenze zwischen Österreich und Italien.

8 Bergsteiger befinden sich auf den letzten Metern zum Gipfelkreuz der 3.195m hohen, westlichen Floitenspitze. Große Blöcke von Felsen sowie schneebedeckte Felder machen den Aufstieg anstrengend und fordernd. Doch der Teamgeist und das Adrenalin lassen sie alle Herausforderungen bestehen und nur wenige Sekunden später stehen alle freudestrahlend auf dem Gipfel.
Der sportliche Höhepunkt der Woche ist erreicht. Ein knapp 5-stündiger Gipfelaufstieg auf alpiner Route und das gesamte Team ist oben!!!

Schaffen diese alpinen Routen nicht nur jahrelang erfahrene Bergsteiger?
Nein. Denn unser Kursleiter Bernd hat es mit seiner Partnerin Susanne geschafft, uns (6 Berg-Rookies) innerhalb von nur 5 Tagen die Basiswerte im alpinen Gelände zu vermitteln, sodass wir in der Gruppe dazu in der Lage waren, diese Herausforderung zu meistern.

Und wie sieht so eine Woche beim alpinen Basiskurs aus?

Und wie sieht so eine Woche beim alpinen Basiskurs aus?

Es fließen Tränen.

Aus Freude und Überwältigung beim Gipfelaufstieg.

Und am letzten Tag aus Trauer, weil leider auch diese Woche ein Ende hat.

In der Greizer Hütte, auf 2227m Höhe durften wir 6 fantastische Tage und Nächte verbringen.

Eine urige Bergsteigerhütte ohne warmes Wasser, dafür mit einer Gemütlichkeit, wie man sie nur auf den Hütten in den Bergen finden kann. Das 4-Gänge-Abendessen sowie unsere Nächte im Matratzenlager bleiben dabei unvergessen…

Um aber einen Eindruck von der Ausbildung zu bekommen, drei kleine Auszüge aus meinem Tagebuch:

Dienstag, 16.07.2019, (3. Tag der Ausbildung)

irca 11 Uhr:

„Als erste Person in unserer Seilschaft bin ich in die Gletscherspalte gestürzt. Zum Glück nur 4 Meter tief. „Mir geht es gut.“ teile ich meinem Team per Zuruf nach oben mit.

Ich habe keinerlei Verletzung und noch genügend Kraft um mich selbst aus der Spalte zu befreien.

Dazu benutze ich 2 Reepschnüre als Prusikknoten und baue mir daraus eine Stufe, mit deren Hilfe ich aus der Spalte hinausklettere[…] zum Glück war dies nur eine Übung und die Gletscherspalte war die Hauswand der Greizer Hütte, aber sollte es zu einem Ernstfall kommen, bin ich dazu in der Lage, selbst aus der Spalte herauszukommen.“

Mittwoch, 17.07.2019, (4. Tag der Ausbildung)

Gegen 10 Uhr morgens:

„Ich liege auf dem Rücken, mein Kopf zeigt nach unten.

Ich liege am oberen Rand eines Schneefeldes als mich die Schwerkraft nach unten zieht.

Ich rutsche den Berg hinunter und drücke dabei meinen gesamten Körper gegen die rechte Schulter, um durch eine Rückwärtsrolle in Bauchlage mit Kopf nach oben zu gelangen….geschafft! Finger und Schuhspitze presse ich nun in den Schnee und drücke meinen Oberkörper nach oben.

Ich komme zum Stehen. Sturztraining auf dem Schneefeld. Was für ein Riesenspaß!“

Ca. 13.30 Uhr:

„Gletscherüberquerung. Wir befinden uns in zwei 3er-Seilschaften und latschen als Team im Gleichschritt über das Eis. Ausgestattet mit Steigeisen und Eispickel beobachten wir die unterschiedlichen Färbungen auf dem Boden. Wir erkennen schmale aber auch größere Spalten im Gletscher. Ich befinde mich in der ersten Seilschaft an dritter Stelle als plötzlich, ohne Vorwarnung die seilschaftführende Person Christof in eine Spalte stürzt. An zweiter Stelle haut es Nicole auf den Boden und rutscht Richtung Spalte. Aber sowohl der Bremsknoten als auch ich, als dritte Person können den Sturz abfangen.

Wie geht es Christof? Hat er sich verletzt?

Jetzt heißt es Ruhe bewahren und konzentrieren.

Nicole und ich bereiten die Bergung von Christof aus der Spalte vor. Nicole sichert uns mithilfe eines  mit ihrem Eispickel gebauten T-Ankers ab und ich nutze unser Seil, um einen Flaschenzug zu bauen.

Gemeinsam können wir schon nach wenigen Minuten Christof aus der Spalte ziehen.

Ihm geht es gut.“

Auch dieses Szenario war eine Übung und die Gletscherspalte existierte dabei nur in unserer Vorstellung. Für den Ernstfall sind wir aber nun auch mit diesen neuen Fertigkeiten gewappnet.

Um in der Lage zu sein, eigenständig alpine Routen gehen und planen zu können, müssen diverse Fertigkeiten erlernt werden. Neben der Spaltenbergung und dem Sturztraining, hatten wir dazu direkt am Anfang  der Ausbildung eine „Gehschulung“, die uns gezeigt hat, sich auf unterschiedlichen Geländetypen in den Bergen fortzubewegen und Vertrauen in unser Schuhwerk zu bekommen.

Leichte Klettereien, die Orientierung im Gelände mit Kompass und Karte sowie die Routenplanung für unsere Gipfeltour waren weitere thematische Schwerpunkte unserer Woche im Zillertal.

Zusätzlich gab es drei weitere Highlights

ein Klettersteig

die Freilassung von 5 Steinböcken in die Wildnis

eine Gipfeltour auf den Gigalitz, 3001m

Die Berge, die Hütte, das Outdoor-Leben und das Erlernen von alpinen Fertigkeiten, aber vor allem das Team sind die Dinge, die jeden von uns mit einem riesigen Grinsen im Gesicht auf die Woche zurückblicken lassen.

Die Erlebnisse, die wir als Team beim Alpinen Basiskurs durch Euch, liebe Susanne und lieber Bernd erleben durften, werden wir nie vergessen!!!

Vielen Dank für Alles!

Eure

Michelle, Christoph, Nicole, Christof, Ramona und Daniel