Von West nach Ost durchs Karwendel – Bericht von einer Hüttentour

Helmut ist ein echter Bergfan, immer in den Alpen zu finden. Am schönsten ist Wandern in einer kleinen Gruppe. Deshalb hat er über das Tourenprogramm der Sektion Mitwanderer gesucht – und gefunden. Schließlich waren wir vier Leute, die sich zur Karwendel-Hüttentour zusammengefunden haben:
Helmut, der Wanderexperte
Silke, die zum ersten Mal Hüttenluft schnuppern wollte
Annemarie, die schon als Kind die Alpen lieben lernte
Hartmut, der sich auf seine zweite Hüttentour freute.

Sa 15.07.2023 - Anreise
Wir trafen uns am Nachmittag im kleinen Dörfchen Gießenbach (zwischen Seefeld und Mittenwald). Alle reisten mit dem Zug an.
So 16.07.2023 – Aufstieg zum Karwendelhaus

Nach gutem Frühstück (die Wirtsleute erlaubten uns auch, etwas Proviant einzupacken) fuhren wir mit dem Zug zum benachbarten Scharnitz. Dank einer vom Hotel ausgegebenen Touristenkarte hatten wir sogar freie Fahrt.

Wir wanderten zunächst über schmale Wege durch einen Wald bis zur Birzlkapelle, dann über einen Forstweg hoch zum Karwendelhaus (1.765 m), wo wir ein 4-er Zimmerlager bezogen. Das Wetter war gut, die Sonne war mit uns.

Am Abend wurde es sehr voll auf der Hütte, weil eine 70-köpfige Schülergruppe aus Stuttgart ankam. Trotzdem fanden wir die Muße zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel.

Karwendelhaus

Karwendelhaus

Mo 17.07.2023 - Hüttentag

Am nächsten Morgen wanderten Silke und Helmut Richtung Birkkarspitze, dem höchsten Berg des Karwendels. War keine einfache Tour.

Annemarie und Hartmut wanderten zum Kleinen Ahornboden. Hin auf einem Fahrweg, zurück über einen schönen Bergwanderweg. Dort begegneten sie einem Wanderer, der dabei war, unsere 5-Tagestour an einem Tag zu laufen. Echt fit, der Mann!

Im Speiseraum des Karwendelhauses war es total voll, so dass wir auf kleinen Hockern und an einem Nottisch das Abendessen einnahmen. Da es auch total laut war, gingen wir direkt nach dem Essen auf unser ruhiges Zimmer.

Di 18.07.2023 – Übergang zur Falkenhütte
Eine landschaftlich wunderbare Wanderung am Fuße schroffer hoch aufsteigender Felswände (Kalkalpen), die schon sehr an die Dolomiten erinnerten. Eine Rast machten wir im malerischen Kleinen Ahornboden, einem grünen Naturgarten mit alten von Moos bewachsenen Ahornbäumen und plätschernden Bächen, alles umrahmt von den massiven Felswänden. Danach ging es bergauf über den Adlerweg zur Falkenhütte (1848 m), am Fuß der Laliderer Wände.

Da immer noch herrliches Wetter war, entschloss sich Helmut, noch eine kleine Tour zum Mahnkopf zu machen. Wir anderen suchten Entspannung auf der Sonnenterrasse. Eine knappe Stunde nach unserer Ankunft kam Sturm auf und es goss wie aus Kübeln. Sogar eine Bierzeltgarnitur wurde umgeweht. Wer nicht schnell genug rein lief, war ruckzuck nass. Helmut kam ganz durchweicht zurück.Wir übernachteten im neuen Anbau, wiederum im 4-er Zimmerlager; diesmal mit Panoramafenstern und einmaliger Aussicht. In der Nacht zog ein heftiges Unwetter auf. Während der gesamten Nacht konnten wir tolles Wetterleuchten und Blitze beobachten. Selbst die Kühe flüchteten vor dem Unwetter in die Nähe des Hauses, wie uns ihre Glocken signalisierten. Sturmnacht.

Mi 19.07.2023 – Weiter zur Lamsenjochhütte

Noch während des Frühstücks goss es wie aus Kübeln. Doch dann kam ein Regenbogen und der Regen war vorbei. Froh über den Wetterumschwung begannen wir unsere Wanderung zur Falkenhütte. Wir sahen noch, wie der Hüttenwirt, bewaffnet mit einer langen Stange, die neugierigen Rinder vor dem Haus verjagte.

Der Adlerweg führte zunächst bergab, durch wunderschöne Landschaft am Rande des Großen Ahornbodens. Die gigantischen Lalidererwände überragten alles und begleiteten uns ein Großteil des Weges. W-U-N-D-E-R-S-C-H-Ö-N!!!!!

Nach kurzer Erfrischung bei der Engalm ging es auf einem Forststräßchen nun bergauf, vorbei an der Binsalm bis zu einem kleinen Steig, der uns schnell zur Lamsenjochhütte (1953 m) führte. Hier gab es nur 3-Bett Lager, so dass wir uns auf zwei Zimmer verteilen mussten. Nach gutem (Bergsteiger-)Essen spielten wir Kniffel UNO, Mühle… klassisches Hüttenleben!

Do 20.07.2023 Noch ein Hüttentag

Silke legte einen Ruhetag ein. Wir anderen machten eine kleine Wanderung zum Gramai Hochleger . Dabei ging es ein Stück Richtung Eng zurück. Unterwegs sahen wir mehrere schwarze Alpensalamander. Dann folgten wir einem schmalen steilen Naturpfad, der durch das viele herunterfließende Wasser ziemlich rutschig war.

Auf der Gramaihütte nahmen wir eine leckere Jause zu uns. Dann traten wir den Rückweg an und erreichten tatsächlich trocken die Lamsenjochhütte, wo wir mit anderen Wanderern einen weiteren netten Spieleabend verbrachten.

Fr 21.07.2023 – Abstieg nach Stans im Inntal

Am Morgen sahen wir direkt durchs Zimmerfenster mehre Gämsen vor der Hütte äsen.

Nach dem Frühstück begann unser Abstieg, 1.000 hm hinab nach Stans. Auf breiter Alpstraße ging es mehrere km steil und in großen Kehren bergab. Der Wanderweg war leider wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Zum Schluss unserer Hüttentour erwischte uns doch noch ein Gewitter mit Hagelkörnern und dicken Regentropfen. Ein kleiner Pfad im Wald verwandelte sich in ein Rinnsal. Es half nichts, wir mussten da durch. Wir machten einen kleinen Umweg zum Felsenkloster St. Georgenberg, das eine Restauration beherbergt. Eigentlich war geplant, durch die bekannte Wolfsklamm nach Stans zu gehen. Diese kann jedoch seit 2020 leider nur bergaufwärts begangen werden.

Angekommen in Stans fragten wir nach einer Bushaltestelle und fuhren nach Jenbach zu unserem Hotel für die letzte gemeinsame Übernachtung. Annemarie hatte ihr Auto dort geparkt, so dass wir mobil waren und zum Jägerhof in der Gemeinde Schlitters fahren konnten. Dort bekamen wir tatsächlich einen Tisch mit Panoramafenster mit Blick auf die Berge und lecker Essen. Das war ein super Abschluss für eine tolle gelungene Hüttentour!

Bericht: Hartmut Seba
Bilder: von den Teilnehmern