Mit den Murmeltieren auf du und du
Da sage noch jemand, Murmeltiere bekäme man nur aus der Ferne zu Gesicht… Doch dazu später mehr.
Letzten Sommer standen wieder einmal die Alpen auf dem Reiseplan. Wir hatten uns für unsere Familienwanderung eine kleine, überschaubare Runde mit Hütten-Übernachtungen im Rosengarten in den Südtiroler Dolomiten vorgenommen. Der Rosengarten ist eine recht kleine Gebirgsgruppe, dafür aber eine besonders schöne.
Die Corona-Pandemie war allerdings schon in vollem Gange, sodass die Realisierung des Projekts fraglich war. Stattfinden konnte unsere Tour dann aber doch, da: 1. die Infektionszahlen abgenommen hatten, 2. alle Veranstalter (und damit auch die Hüttenbetreiber) Hygienekonzepte vorlegen konnten und 3. die Menschen – in der Regel – die Hygiene-Maßnahmen ernst nahmen und vernünftig umsetzten. Wir waren guter Dinge, dass das Infektionsgeschehen in den Alpen unter genannten Voraussetzungen und mit Blick auf die erheblich höheren Fallzahlen in unserem Bundesland NRW nicht sehr hoch sein dürfte. Außerdem hofften wir auf gutes Wetter und damit auf ein geringes Ansteckungsrisiko durch den „Open-Air“-Charakter unserer Veranstaltung.
Eine weitere Familie aus Hagen, die ebenso auf die mitmenschliche Vernunft im Umgang mit Covid19 setzte, war mit dabei. Wir starteten nach zwei Nächten auf der Kölner Hütte, an der wir zunächst auch erfahren hatten, dass unser Plan nicht so aufging, wie wir ihn uns in der Theorie vorgestellt hatten.
Die Schneeverhältnisse in den oberen Lagen sorgten dafür, dass der Rückweg zur Kölner Hütte abgeschnitten bzw. nicht für unsere Familiengruppe mit kleineren Kindern geeignet war. So wurde aus unserer kleinen Runde ein „One-Way“ bis zur avisierten dritten Hütte. Das Auto, das eigentlich unterhalb der Kölner Hütte auf uns warten sollte, wurde dann in einer nachmittäglichen Aktion umgeparkt, sodass wir es, am Ende der Tour, am Fuße der dritten Hütte im Fassatal vorfanden.
Und so starteten wir in unsere kleinen Abenteuer.
Abenteuer Nr. 1 waren die Geröllfelder, die uns auf dem ersten Tagesabschnitt von der Kölner- zur Rotwandhütte die Wege verschüttet hatten. Sie waren durch Murenabgänge entstanden. Da wir einen Tag zuvor an der Kölner Hütte einen beeindruckenden, aber aufgrund der Entfernung nicht bedrohlichen Felssturz beobachten konnten, liefen wir Erwachsenen mit großer Wachsamkeit den Weg entlang, immer auch ein Auge und Ohr Richtung Steilwand gerichtet, während die Kinder sorglos und fröhlich quatschend mitliefen.
Die Rotwandhütte liegt auf dem Ciampaz Sattel auf 2283m Höhe, mit herrlichen Ausblicken auf die Felsen der Rotwand oder der Masaré Türme. Für ambitionierte Wanderer bieten sich ab hier noch weitere empfehlenswerte Touren z.B. auf den Rotwand- oder den Masaré-Klettersteig an. Oder man entspannt, so wie wir, auf dem gemütlichen Plateau bei leckerem Essen. Die Speisekarte und die Umgebung dort laden sehr zum Verweilen ein und für die Kinder ist es ein idealer, weitläufiger Ort zum Klettern und Spielen.
Abenteuer Nr. 2 folgte dann am nächsten Tag: Die Begegnung mit den Murmeltieren auf dem Weg zur Vajolethütte. Da wir unseren ursprünglichen Wegeplan nicht in die Tat umsetzen konnten (auch hier sorgten einige Murenabgänge für Wegsperrungen), mussten wir einen kleinen Umweg, den Fassaner Höhenweg entlang, über das Hochplateau Ciampedie nehmen. Auf dem ersten Teilstück durchliefen wir eine waldfreie Ebene, auf der uns die Murmeltiere mit ihren Pfiffen begleiteten. Bald sahen wir, wie eines der Tiere in seinem Bau direkt am Wegesrand verschwand. Dort blieben wir dann eine Weile regungslos stehen und warteten. Und tatsächlich zeigte es sich nach ein paar Minuten und wir konnten Fotos machen: Eine schöne und seltene Begegnung!
Nach diesem Erlebnis folgten wir weiter dem Weg hinunter zum Hochplateau Ciampedie, um dann wieder bergauf zu unserer dritten Hütte, der Vajolethütte, zu wandern. Der letzte, in etwa eine Stunde andauernde Anstieg war der anstrengendste Teil unserer eher gemütlichen Tour – nur nicht für unsere wandererprobten Kinder. Was das Wandern in Gesellschaft doch für Energie freisetzt!!
Auf der Hüttte erlebten wir dann unser Abenteuer Nr. 3. Ein Abenteuer der etwas anderen Art…
Wir mussten feststellen, dass das Abstandsgebot als wesentliche Maßnahme im Kampf gegen die Corona-Pandemie von zahlreichen Menschen nicht mehr beachtet wurde. Und die Menschenmenge nahm an diesen Tagen tatsächlich zu, da wir inzwischen am Wochenende angekommen waren und sich die Wochenendausflügler in der schönen Rosengartengruppe ein Stelldichein gaben… So waren wir insbesondere damit beschäftigt, Menschenansammlungen aus dem Weg zu gehen.
Alles in allem war diese Familientour aber eine ideale Kombination aus wunderschöner Landschaft, herrlichen Bergpanoramen, einfachen Wanderwegen, gemütlichen Hütten, gutem Essen und zufriedenen, ausgelasteten Kindern und Eltern.
Wir freuen uns auf die nächste Familienwanderung – ohne Corona!!