Von Montag, den 11. bis Freitag, den 15.April 2022 waren wir zum Einstiegskurs ins Gehen von Klettersteigen in Arco am Gardasee.
Lange hatten wir den Termin herbeigesehnt, denn er war im letzten Jahr aufgrund der allgemeinen Corona-Lage ausgefallen. Und auch im Vorfeld der diesjährigen Reise haben wir stets gebangt, dass keiner von uns, geschweige denn unser Klettersteigführer, Andreas, krank werden würde. Es hat geklappt!!!
Ein paar Wochen vor Beginn hatten wir uns abends in der neuen Geschäftsstelle der DAV Sektion Hagen getroffen und besprochen, was uns erwarten würde. Andreas hatte dazu einiges an Kartenmaterial und die benötigte Ausrüstung (Klettersteigset und Helm) zur Demonstration mitgebracht. Man tauschte sich aus, wer wann anreisen würde, ob Fahrgemeinschaften möglich wären und wo man Unterkunft beziehen wolle. Von den, letztlich, 5 Teilnehmern (einer hatte leider noch familiär bedingt absagen müssen) fanden alle eine Unterkunft in Arco in einem Zimmer bzw. Apartment. Einzig unser Kletterführer Andreas hielt es bei anfänglichen sehr schwachen Plusgraden im Zelt auf dem Campingplatz aus.
Bereits am Sonntagabend trafen sich Rolf, Bernd und Simone vor Ort in einer Spaghetteria mitten in der Fußgängerzone von Arco, einem trubeligen Kletterstädtchen ca. 8 km nördlich vom Gardasee. Die Fußgängerzone besteht hauptsächlich aus Klettergeschäften der unterschiedlichsten Marken, einigen Eisdielen und Restaurants /Kneipen. Im Ausschank selbstredend Münchener Weißbier, logisch im Vorgarten von München. Geprägt wird das Stadtbild durch die vielen, auffallend bunt gekleideten Bergsportler. Sofort wird uns klar: Hier ist ein Hot-Spot, egal ob Klettern, Wandern oder MTB Fahren. Gewöhnungsbedürftig sind hier die engen Einbahnstraßen und die Parksituation, denn auf den meisten Parkplätzen im Bereich der Fußgängerzone darf man maximal 1 oder 2 Stunden parken und die Carabinieri sind ständig unterwegs. Wir hatten zum Glück unsere Räder dabei, so dass wir unser Auto etwas außerhalb auf einem kostenlosen Dauerparkplatz abstellen und mit den Rädern zurück zum Apartment fahren konnten. Angenehm ist der recht neu angelegt Radweg, der mitten durch den Ort und bis zum Gardasee im Süden und bis Terlago im Norden, immer an der Sarca entlang geht.
Am Montag, um 10 Uhr traf sich dann die ganze Gruppe am Campingplatz Arco, wo auch der Einstieg in den Colodri-Klettersteig ist. Nach einer kurzen Einführung ging es direkt in den Familienklettersteig, der aufgrund seiner zentralen Lage und dem guten Wetter völlig überfüllt war, uns Anfängern aber die nötige Sicherheit und Vertrautheit mit der Ausrüstung gegeben hat.
Montag nachmittag zerstreute sich die Gruppe. Bernd und ich fuhren mit den Rädern nach Riva del Garda, wo wir ein vorzügliches Abendessen aus Saibling und gegrilltem Lachs zu uns nahmen. Die Restaurantsaison war so gerade eben eröffnet worden und es war schön, dem Treiben auf den Plätzen und am Strand zuzuschauen. Zum Ende des Tages kamen alle Segler wieder an den Strand.
Am Dienstag hatten wir uns den Künstlerklettersteig ArtPinistico delle Niere, der mit 2-3 Stunden Dauer und einem Schwierigkeitsgrad von C angegeben ist. Allerdings bieten sich überall sehr gute Griff- und Trittmöglichkeiten, so dass auch die senkrechte Steilpassage von 10 m gut für Anfänger zu bewältigen ist. Mit dem Auto bis Preore in 45 Minuten parkt man direkt an einem reizvollen Klettergarten und ist in 5 Minuten am Einstieg. Immer wieder finden sich unterwegs diverse Skulpturen und Kunstwerke, die manchmal versteckt, manchmal sehr prominent am Steig stehen und zum Nachdenken aber auch zu Schmunzeln anregen.
Am Dienstag nachmittag teilt sich die Gruppe in zwei Hälften. Etwas ambitionierter wagen sich Klaus und Basti zusammen mit Andreas an den Via Ferrata Signora delle Acque. Hier geht es rechts neben dem Wasserfall mit vielen Klammern und auch durch 2 Seilbrücken abgesichert hoch zum Wasserfallkessel Simone, Rolf und Bernd entscheiden sich für die entspanntere Runde am Sentiero degli Scaloni, dell’Anglone bei Drena. Eine Rundtour, die eher eine Wanderung mit kleinen Klettersteigpassagen ist und super Ausblicke ins Sarca-Tal und nach Drena bietet. Man kommt auch an einigen historischen Stätten vorbei und an der alten römischen Brücke gleich zu Beginn befindet sich eine schöne Badestelle im Fluss.
Am Mittwoch geht’s zum Cima Capi Klettersteig nach Biacesa. Ein leichter Klettersteig bestehend aus 4 einzelnen Klettersteigen mit grandiosem Ausblick auf den Gardasee aus 900 bis 1.000m Höhe! Wir haben sogar eine Taschenlampe mitgenommen, denn man kraxelt immer wieder durch Tunnel und Stellungen aus dem 1. Weltkrieg. Die 5 Stunden haben sich mehr als gelohnt!
Danach machen Rolf, Bernd und Simone noch einen kleinen Abstecher zum Ledro-See. Die Herren der Schöpfung lassen sich ein kühles Bad nicht nehmen, während ich lieber einer Dame beim Yoga-praktizieren auf dem SUP zuschaue.
Am Donnerstag kommt der spektakulärste Teil, der Sentiero Attrezzato Gerardo Sega unweit von Madonna della Neva im Monte Baldogebiet. In 4-5 Stunden überquert man auf teilweise sehr schmalen Bändern (mit und ohne Sicherung) immer wieder einen riesigen Überhang, wo es einige hundert Meter senkrecht nach unten geht. Wenn man da runter schaut, kann es einem schon etwas mulmig werden!
Am Freitag, unserem letzten Tag, gibt es noch einmal ein ca. 3 stündiges Vormittagsprogramm an der Via Ferrata Rio Sallagoni bei Drena. Unser Rolf hatten diesen Klettersteig bereits am Sonntag bezwungen. Man geht hier in ca. 6-7 m Höhe an der Felswand einer Schlucht entlang und überquert 2 Seilbrücken (beide können umgangen werden). Im Hochsommer aufgrund des Schattens durch die Schlucht und die Nähe zum Wasser bestimmt sehr angenehm! Leider war der obere Teil der Schlucht gesperrt. Mit Blick auf das Castel Drena könnten wir danach zum Abschluss der Klettertage noch einen Cappuchino genießen, bevor wir unsere Heimreise antreten mussten.
Was bleibt als Fazit der Woche?
- Spannenden und beeindruckende, manchmal auch beklemmende Erlebnisse am Berg
- Die Atmosphäre in Arco: Zuerst noch etwas fremd haben wir im Lauf der Woche dieses Arco Feeling aufgesogen und gelebt.
- Wir wollen wiederkommen und haben ein neues Hobby gefunden.
Andreas, das haste gut gemacht. Danke dafür und auch ein Danke an alle Teilnehmer. Wir waren ein gutes Team.
Autoren: Simone und Bernd