Gemeinschaftstour durch die Berchtesgadener Alpen 2018

Unterwegs bei Sonne, Regen und Nebel

Bericht von einer Gemeinschaftstour der DAV-Sektion Hagen durch die Berchtesgadener Alpen Ende August 2018

Sonntag Berchtesgaden – Ankunft bei Sonnenschein
Das ganze Wochenende hatte es im Berchtesgadener Land geregnet. Aber als wir uns am Sonntagabend in Schönau in einer Pension zusammenfanden, schien bereits die Sonne wieder. Wir, das waren Peter, Jochen, Kalle, Axel und ich, die auf sonnige Tage in den Berchtesgadener Alpen hofften. Der Wetterbericht für die nächsten Tage hörte sich auch gut an.

Montag Saugasse – Im Zickzack nach oben

Der Montagmorgen empfing uns mit einem wolkenlosen blauen Himmel. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Mit den Autos fuhren wir zum Königssee und stellten sie am Parkplatz ab. Am Schiffsanleger war schon reger Betrieb. Wir brauchten nicht zu warten, denn alle paar Minuten legte ein Boot ab, das die Menschen nach St. Bartholomä brachte. Die wollen doch wohl nicht alle zum Kärlinger Haus? In St. Bartholomä trennten sich dann die Wege. Die meisten gingen vom Anleger weg nach rechts, Richtung Wirtshaus.

 

Wir gingen nach links, Richtung Kärlinger Haus. Immerhin Tausend Höhenmeter waren zu überwinden. Wir waren froh, im Schatten des dichten Waldes aufsteigen zu können. Nach einer guten Stunde wurde der Weg flacher, neben dem Weg plätscherte ein Bach. Hier rasteten wir erst einmal. Denn vor uns lag die Saugasse, eine enge steile Rinne zwischen Felswänden. Ein gut angelegter Zickzackweg führte durch sie nach oben, zu unserem Erstaunen weniger anstrengend als erwartet, denn der Weg lag im Schatten.

Auch nach der Saugasse ging es stetig bergan. Die Bäume und damit auch der Schatten wurden spärlicher, unsere Trinkflaschen immer leichter. Endlich tauchte hinter einem Sattel das Kärlinger Haus auf. Ein paar Schritte noch, und wir hatten unser Tagesziel erreicht. Dort waren schon viele andere Wanderer angekommen, das Kärlinger Haus war voll belegt. Im Gastraum war es laut und nicht besonders gemütlich, zum Essenholen mussten wir anstehen. Frühzeitig hatten wir Zimmerlager für uns bestellt, so hatten wir zumindest in der Nacht Ruhe.

Dienstag Ingostädter Haus - Gipfel oder Liegestuhl

Am Morgen lag der Funtensee unterhalb des Kärlinger Hauses noch im Nebel, aber der Himmel versprach wieder einen sonnigen Tag.

Nach dem Frühstück machten wir uns auf Weg. Eine kleine Steilstufe war zu überwinden, und nach Überschreiten eines Sattels breitete sich eine riesige Karsthochfläche vor uns aus, das Steinerne Meer. Am seinem hinteren Rand war schon das Ingolstädter Haus zu sehen. Wie lange werden wir dorthin brauchen? Wir ließen uns Zeit, machten unterwegs ausgiebig Rast und genossen den Sonnenschein.

Am frühen Nachmittag hatten wir die Hütte erreicht. Wir waren nicht die einzigen. Doch draußen auf der Terrasse war noch Platz, Nicht nur Bänke, auch einige Liegestühle gab es. Was tun mit dem angebrochenen Tag? Die eine, etwas größere, Hälfte von uns beschloss, es sich auf der Terrasse gut gehen zu lassen und Sonne, Aussicht und Weißbier zu genießen. Die andere, etwas kleinere, Hälfte beschloss, den Großen Hundstod zu besteigen.

Fast 2600 m ist dieser Berg hoch. Der Weg schlängelte sich erst an Dolinen und Felsspalten vorbei zu seinem Fuß, dann ging es steil über Geröll und kleine Felsstufen nach oben. Der Rundblick am Gipfelkreuz war grandios. Im Süden waren, leider ziemlich im Dunst, die Hohen Tauern zu sehen, im Norden der Watzmann, weiter unten das Steinerne Meer. Zum Abendessen trafen wir uns wieder in der Hütte. Danach ging es noch einmal mit dem Fotoapparat nach draußen, um den Sonnenuntergang zu bestaunen.

Mittwoch Steinernes Meer – Wellen aus Fels

Der Mittwoch begann mit einem opulenten Frühstücksbuffet, eigentlich viel zu edel für eine Berghütte. Danach machten wir uns auf, über den Eichstätter Weg wollten wir zurück zum Kärlingerhaus. Der Eichstätter Weg führt ohne Höhenunterschiede über die Hochfläche, so dachten wir und so sah es auch auf der Wanderkarte aus. Doch das Steinerne Meer ist ein bewegtes Meer mit Wellenbergen- und tälern. Kaum standen wir oben, ging es auch schon steil bergab. Und dann wieder hinauf. Die rot-weiß-rote Markierung lotste uns über riesige Felsplatten, mal spiegelglatt, mal wild zerfurcht, und durch allerlei wüst geformtes Steingelände.

Das kostete Zeit und so waren wir froh, als wir auf einen Wegweiser stießen, der uns einen kürzeren Weg zum Kärlinger Haus wies. Über grüne Matten, an alten, knorzigen Zirben vorbei ging es abwärts. Ein kurzes Stück begleitete uns eine blökende Schafherde. Nach der Ankunft an der Hütte blieb noch genügend Zeit für einen Abstecher auf einen Aussichtshügel mit Blick über den Königssee oder zum Abhärten bei einem Bad im Funtensee.

Donnerstag Wasseralm – Durch den Regenwald

Nach drei Sonnentagen änderte sich das Wetter. Bei unserem Abmarsch am Morgen war der Himmel dicht bewölkt, aber es war trocken. Kein Grund, nicht loszugehen. Unser Weg führte durch Bergurwälder zur Wasseralm. Nach einer Stunde begann es zu nieseln. Einer nach dem andern beschloss, die Regenklamotten anzuziehen oder den Schirm aufzuspannen. Irgendwann regnete es nicht mehr, es schüttete. Über nasse Baumwurzeln, glitschige Felstufen und vermoderte Holzstufen kämpften wir uns voran. Mich plagte außerdem ein Magengrimmen, das Essen am Abend zuvor bekam mir nicht gut. Ich war froh, dass meine Mitwanderer mir Gepäck abnahmen.

Die Wasseralm ist ein idyllischer Ort. Eine Lichtung im Wald, darauf stehen mehrere kleine Hütten, eine zum Schlafen, eine zum Essen, eine zum Waschen. Holzbänke und -tische stehen vor den Hütten. Bestimmt ist es schön, hier im Licht der Abendsonne zu essen, zu trinken und dem rauschenden Bach zu lauschen. Als wir ankamen, war dieser über die Ufer getreten, überall waren Pfützen. Unser erster Weg führte zum Trockenraum. Ob die Schuhe und Klamotten bis morgen trocken werden?

Zum Abendessen hatten die Wirtsleute einen schmackhaften Eintopf gekocht und die Stube geheizt. Womit die Zeit bis zum Schlafengehen vertreiben? Zum Glück hatte Axel Doppelkopfkarten mitgenommen. Statt einem Sechserzimmer für uns alleine gab es diesmal ein riesiges Matrazenlager mit engen Schlafkojen. Nach überstandenem Magengrimmen konnte ich gut schlafen. Dies gelang jedoch nicht jedem von uns.

Freitag Gotzenalm - Wanderer im Nebel und Samstag Berchtesgaden – Abstieg im Regen

Am Morgen hatte der Regen aufgehört. Unten im Tal lagen dichte Wolken, einige Bergspitzen waren frei. Statt den Höhenweg zum Stahlhaus zu gehen, hatten wir aufgrund der unsicheren Wetterlage beschlossen, die Gotzenalm anzusteuern. Hoch über dem Obersee verlief unser Weg. Wenn die Wolken im Tal sich ein wenig verschoben, konnte man sein Ufer sehen.

Später wanderten diese Wolken nach oben, es wurde immer nebliger. Anfangs versuchte noch die Sonne sich durchzukämpfen, jedoch ohne Erfolg. Vorbei an alten Baumriesenen und eingefallenen Almhütten führte unser Weg bis zu einer großen freien Almfläche, der Gotzenalm. Angeblich hat man hier einen weiten Rundblick, vor allem auf den Watzmann mit seiner Ostwand. Wir sahen nur Grau. Irgendwann tauchte ein größeres Gebäude aus dem Grau auf, das Unterkunftshaus.

Ob noch Platz für uns ist? Wir hatten nichts reservieren können, denn unterwegs gab es keinen Handyempfang. Hoch erfreut waren wir, als der Hüttenwirt uns sagte, dass noch ein Sechserzimmer frei sei. Wir probierten seinen Kuchen und studierten die im Gastraum ausliegenden Bücher. Draußen fing es an zu regnen. Der Tag endete mit einer ausgedehnten Doppelkopfrunde.

Samstag Berchtesgaden – Abstieg im Regen

Am Morgen regnete es immer noch. Tausend Höhenmeter Abstieg lagen vor uns. Wir entschieden, die Fahrstraße zum Parkplatz am Königssee zu nehmen, denn die glitschigen Waldwege waren wir leid. In Serpentinen ging es schnell bergab. Nach einem kurzen Gegenanstieg erreichten wir die Königsalm. Ein Kaffee zum Aufwärmen wäre nicht schlecht. Ob die Gaststätte schon offen hat? Es war erst neun Uhr. Eine freundliche Frau ließ uns ein. Nachdem wir uns ein wenig gestärkt hatten, legten wir den restlichen Weg zum Königssee zurück. Eine erlebnisreiche Bergwanderwoche mit viel Sonne und reichlich Regen ging zu Ende. Die Harmonie zwischen uns Wanderern machte manches Ungemach unterwegs gut erträglich Am Bahnhof Berchtesgaden trennten sich unsere Wege. Hans, Jochen und Peter fuhren mit dem Auto weiter, Axel, Karl-Heinz und ich warteten auf den Zug nach Hause.

Helmut Schmutz