Der Lechweg
Wir, Ingrid und Klaus aus Gevelsberg sind wieder mit großem Rucksack unterwegs. Auf unserer diesjährigen Wandertour wollen wir eine der letzten Wildflusslandschaften Europas erkunden: den Lechweg von der Quelle beim Formarinsee nahe Lech am Arlberg bis zum Lechfall bei Füssen. Der Lechweg ist von der Europäischen Wandervereinigung (EWV) zertifiziert und stellt somit ein Modell für Weitwanderwege in ganz Europa dar.
Sa. 03.08.2019
Mit dem Zug fahren wir über Köln, Mannheim, München, Innsbruck nach Sankt Anton am Arlberg. Da unsere Zugverbindung in Mannheim wegen Verspätung nicht erreicht wurde müssen wir eine Verbindung über München nehmen. Das letzte Stück nach Lech am Arlberg legen wir mit dem Taxi zurück.
Für die lange Bahnfahrt werden wir durch die herzliche Aufnahme und das leckere Abendessen im Haus Odo in Lech am Arlberg, unserem Quartier für zwei Nächte, entschädigt.
So. 04.08.2019
Mit dem Wanderbus geht es zum Formarinsee. Bei einer kleinen Runde am See werden wir vom Pfeifen der Murmeltiere begrüßt. Es empfängt uns eine herrliche Landschaft!
Hier nahe des Sees beginnt der Lechweg. Der Weg führt entlang des Formarinbaches Richtung Lech. In den Felshängen lebt eine der größten Steinbockkolonien Europas. Immer dem Bach entlang führt unser Weg vorbei an der Alpe Älpele mit guter Einkehrmöglichkeit nach Lech, dem bekannten Wintersportort. Im Sommer erleben wir hier eine entspannte Atmosphäre.
Mo. 05.08.2019
Von Lech führt unsere heutige Etappe zum kleinen Örtchen Gehren, welches schon in Tirol liegt. Aus dem kleinen Bach ist schon ein ansehnlicher kleiner Fluss geworden. Wir treffen zwei Österreicher, die auch auf dem Lechweg unterwegs sind. Wir werden sie in den nächsten Tagen immer wieder treffen.
Di. 06.08.2019
Nach zwei herrlichen Wandertagen hat heute der Himmel seine Schleusen geöffnet und es regnet in Strömen. Nach langem Überlegen entschließen wir uns einen Teil der Etappe nach Holzgau mit dem Bus zurückzulegen. Am Nachmittag in Holzgau wollen wir uns natürlich ein Highlight nicht entgehen lassen: Die Hängebrücke von Holzgau. Dieses spektakuläre Bauwerk überspannt in einer Höhe von 110 m und einer Länge von über 200 m ein Tal bei Holzgau. Es braucht schon ein bisschen Überwindung im Takt dieser Brücke das Tal zu überqueren.
Der Lechweg kann hier aber auch über eine Alternativroute ohne Hängebrücke fortgesetzt werden. Nach einem Abstecher zu einem grandiosen Wasserfall geht ein anfangs nasser aber später dann grandioser Wandertag zu Ende.
Mi. 07.08.2019
Heute wandern wir nach Elbigenalp. Der Lech ist hier zeitweise in eine Schlucht gezwängt und der Weg schlängelt sich entlang dieser Hänge. Die Wege sind teilweise schmal und nach dem Regen rutschig. Immer wieder versperren Kühe den Weg, die aber bereitwillig Platz machen. Nur bei einer Kuh mit Kalb machen wir vorsichthalber einen größeren Bogen.
Wir kommen nach Elbigenalp, Geburtsort der legendären „Geierwally“ Anna Steiner Knittel. Mit siebzehn Jahren erklärte sich Knittel bereit, an einem Seil hängend einen Adlerhorst in einer Felswand auszunehmen, um weitere Attacken der Adler auf die Schafsherden des Dorfes zu verhindern. Dieses Ereignis war Vorlage für den Roman und spätere Verfilmungen.
Elbigenalp ist aber auch Hochburg der Schnitzkunst mit mehreren Schnitzschulen.
Abends besuchen wir die Geierwallyfreilichtbühne und erleben einem zünftigen Heimatabend.
Do. 08.08.2019
Heute wandern wir nach Stanzach. Am Doser Wasserfall kommen wir auf den Drachenweg und gönnen uns eine Rast.
Anschließend wird das Tal immer breiter und auch der Lech dehnt sein Bett immer weiter aus.
Nach einem wunderschönen Wandertag erreichen wir am Nachmittag Stanzach und übernachten in der kleinen, gemütlichen Pension Falger. Vor dem Einschlafen genießen wir noch einmal Heimatmusik auf dem Dorfplatz und ein leckeres Bier.
Fr. 09.08.2019
Ziel der heutigen Etappe ist Reutte. Der Wildfluss erreicht zwischen Stanzach und Forchach seine maximale Spannweite. Bei Forchach überspannt eine über 100 Jahre alte Holzhängebrücke den Lech.
Sa. 10.08.2019
Heute verlässt der Weg den Lech für einen kurze Zeit. Nach Überquerung eines Höhenrückens grüßen die Schlösser Hohenschwanstein und Hohenschawangau aus der Ferne.
Wir erreichen den Alpsee und es fängt leider an zu regnen. Entlang des Alpsees und des Schwansees führt uns der Weg nach Füssen. Am Lechfall endet der Lechweg.
Wir kommen nun nach Füssen. Menschen aller Nationalitäten füllen dieses Städtchen. Füssen ist mit dem Schloss Hohenschwanstein Ziel vieler Europatouristen aus USA, China und Japan. Ein schöner Kontrast zu den teilweise einsamen Wanderungen entlang der grandiosen Wildflusslandschaft während der letzten Woche.
So. 11.08.2019
Wir genießen noch einen Tag in Füssen. Bei einer Schifffahrt auf dem Forggensee bleiben wir weiter im Bann des Lechs. Der Forggensee ist ein Stausee gespeist durch den Lech. Dass Wasser wird im Herbst abgelassen, um dann zur Schneeschmelze die gewaltigen Wassermassen des Lechs wieder aufnehmen zu können. Wir lassen den Weg noch einmal Revue passieren, die Veränderungen der Flusslandschaft, die Tier- und Pflanzenwelt und die Begegnungen mit Menschen während der letzten Woche entlang einer der letzten Wildflusslandschaften Europas.
Grüezi Servus und Hallo
Ingrid und Klaus
Info: www.lechweg.com
Verwendete Karte: Leporello Wanderkarte: Lechweg