Der Lahnwanderweg

Der Lahnwanderweg

Wir, Ingrid und Klaus aus Gevelsberg sind wieder unterwegs und wollen einen Teil des Lahnwanderweges erkunden. Unsere neuntägige Wanderwoche soll uns durch das wildromantische, zeitweise tief zwischen hoch aufragenden Felsen entlangschlängelnde untere Lahntal führen. Wir wollen in Weilburg beginnen und bei der Lahnmündung in den Rhein bei Lahnstein enden. Zum Ausklang sind noch zwei Übernachtungen in Koblenz eingeplant.

Sa. 04.09.2021

Ein Bahnstreik zwingt uns dazu nicht wie gewohnt mit dem Zug anzureisen, sondern mit dem Auto. Am späten Vormittag erreichen wir Weilburg. Weilburg dominiert mit seinem im Renaissancestil erbauten Schloss, der Residenz der Fürsten und Herzöge von Nassau. Wir erkunden die beeindruckende Schlossanlage mit ihren wunderschönen Blicken auf die umgebende Landschaft und streifen durch das kleine Städtchen. Weilburg, auch beliebt bei Kanusportlern, verfügt über den einzigen Schiffstunnel Deutschlands. Dieser unterquert den Mühlenberg in einer Länge von 195 m.

So. 05.09.2021

Nach kurzer Taxifahrt erreichen wir Aumenau, den Start unserer Wanderung. Es ist für uns schon ein wenig ungewohnt wieder den schweren Rucksack mit unserem gesamten Gepäck zu tragen. Aber wir gewöhnen uns schnell daran. Ein rotes LW auf weißem Grund wird nun für die nächsten Tage unser Begleiter auf den zwischen 15 – 20 km langen Wanderetappen sein.

Wir verlassen Aumenau durch eine Auenlandschaft; entlang von Wiesen und Feldern geht es hinauf auf die Lahnhöhen mit wunderschönen Ausblicken.

Wir stoßen auf ein Wanderpärchen aus Marburg. Die beiden hatten wir schon in Weilburg gesehen und unsere Wege kreuzten sich entlang der Tour oder in den Unterkünften immer wieder.

Nach einem Abstieg erreichen wir Vilmar mit seinen Marmorbrüchen und der Marmorbrücke. Der weltbekannte Lahnmarmor fand einst u.a. beim Innenausbau der Eremitage in St. Petersburg und des Empire State Buildings in New York Verwendung. Auf wildromantischem Pfad geht es Richtung Runkel. Der Blick auf Runkel mit seiner Burg ist ein optischer Leckerbissen. Nach dem Abstieg erkunden wir Runkel mit seiner Burganlage und den hübschen Fachwerkhäusern.

Über die Schadecker Treppchen steigen wir hinauf zu unserem Quartier im Ortsteil Schadeck.

Mo. 06.09.2021

Heute geht es weiter nach Limburg. Noch einmal genießen wir den Blick auf das noch schlafende Runkel. Entlang der Lahn und durch Wiesen und Auen wandern wir Richtung Limburg. Rechter Hand grüßt im Limburger Ortsteil Dietkirchen die auf einem Kalkfelsen errichtete Kirche Lubentius.

Schon von weitem sehen wir die Altstadt von Limburg mit seinem bedeutenden Dom. Wir erreichen Limburg und beziehen unser Quartier in einem alten Fachwerkhaus mitten in der Altstadt. Ein Bummel durch die schmalen Gassen und die Besichtigung des Doms sind immer wieder ein Erlebnis.

In jüngster Geschichte machte Limburg durch seinen Bischof Tebartz-van Elst Schlagzeilen. 31 Millionen Euro hat der Bau des Bischofssitzes von Tebartz-van Elst gekostet. Wegen der Kostenexplosion musste der Limburger Bischof sein Amt aufgeben. In den früheren Wohnräumen befindet sich nun ein Museum.

Di. 07.09.2021

Wir sind auch mit unserem bescheidenen Zimmer ohne Luxusbadewanne zufrieden, hatten eine geruhsame Nacht und setzen nach einem hervorragenden Frühstück unsere Wanderung fort.

Auf unserem Weg durchqueren wir das Örtchen Fachingen. Kaum ein deutsches Wasser verfügt über so eine ausgeprägte lebendige Tradition wie Staatl. Fachingen.

Auf unserem Weg grüßt immer wieder Schloss Schaumburg aus der Ferne. Über einen Höhenpfad erreichen wir Balduinstein. Im Gasthof Hergenhahn gibt uns eine herzensgute Wirtin Tipps zur Erkundung des Ortes und der Ruine Balduinstein.

Am Ufer der Lahn treffen wir Seniorenruderer aus Limburg wieder, die über mehrere Tage die Lahn herunterrudern.

Der Aufenthalt hier in Balduinstein ist ein Rendezvous mit der Langsamkeit und der Beschaulichkeit der dahinfliesenden Lahn.

Mi. 08.09.2021

Heute führt unsere Tagesetappe weiter nach Weinähr. Immer wieder laden herrliche Aussichten zum Verweilen ein. Vom Goethepunkt genießen wir einen besonders schönen Ausblick in den Westerwald, den Taunus und auf die Lahnschleife. Goethe hatte diese Aussicht bei seiner Lahnwanderung 1772 besonders genossen.

Nach 20 km erreichen wir unser Ziel, das Weinhotel Treiss in Weinähr.

Do. 09.09.2021

Heute steht eine anstrengende Etappe nach Bad Ems auf dem Programm. Das erste Zwischenziel ist Nassau. Um unsere Kräfte ein wenig zu schonen fahren wir das kurze Stück nach Dausenau mit dem Zug. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Concordia Turm. Der Wanderweg schlängelt sich nun in Serpentinen mit immer wieder schönen Aussichten hinunter nach Bad Ems.

Uns bleibt nun genug Zeit Bad Ems mit seinem historischen Kurviertel zu erkunden. Wir trauen uns Heilwasser aus dem historischen Brunnen zu kosten; würden es in größeren Mengen aber nur äußerlich anwenden.

Bad Ems war einst Treffpunkt des europäischen Hochadels unter anderem des russischen Zarenhofes und preußischen Königs Wilhelm I. Das Stadtbild, die Fassaden, das Kurviertel und die Russisch-Orthodoxe Kirche sind auch heute noch eine Augenweide. Ein besonderes Highlight am Abend ist der Blick von der Lahnbrücke auf die beleuchtete Kurpromenade.

Fr. 10.09.2021

Heute steht die letzte Wanderetappe nach Lahnstein an. Von der Aussicht am Mohresberg erfreuen wir uns an einem wunderschönen Blick auf Lahnstein mit seinen verschiedenen Stadtteilen. Wir nehmen nicht die Variante durch die Rupperts Klamm, sondern folgen der Genusstour nach Lahnstein.

Unterwegs kommen wir am historischen Wirtshaus an der Lahn vorbei. Da das Wirtshaus in Lahnstein das einzige Gasthaus entlang der Lahn war, in dem Wachsoldaten stationiert waren, wird angenommen, dass es sich um das historische „Wirtshaus an der Lahn“ mit seinen unzähligen Wirtinnenversen handelt. Aus einem der Fenster schaut eine junge Frau heraus. Ob das wohl die Wirtin ist fragen wir uns?

Da hören wir schon ein leises singen ….

Es steht ein Wirtshaus an der Lahn.
Da kehren alle Fuhrleut an.
Frau Wirtin sitzt am Ofen,
die Fuhrleut um den Tisch herum,
die Gäste sind besoffen.

Nun folgen unsere letzten Schritte bis zur Mündung der Lahn in den Rhein. Auf der gegenüberliegenden Rheinseite grüßt die Burg Stolzenfels.

Es beginnt zu regnen. Wir hatten während der gesamten Tour bisher tolles Wetter mit Tempersturen um die 25° C und leicht bewölktem oder klarem Himmel. Nach einer Rast hört es auf zu regnen und wir machen uns auf zum Bahnhof Niederlahnstein.

Mit dem Zug fahren wir nach Koblenz und beziehen unser Hotel am Jesuitenplatz in der Altstadt. Abends lassen wir den Tag in der quirligen Altstadt von Koblenz ausklingen und feiern die geschafften Wanderkilometer.

Sa. 11.09.2021

Wir schlendern entlang von Mosel und Rhein vorbei am Deutschen Eck mit Blick auf die Festung Ehrenbreitscheit. Koblenz war für uns oft Start- oder Endpunkt von Wanderungen an Rhein und Mosel und so stellt die Spitze des Deutschen Ecks für uns einen besonderen Punkt dar. Auch die Menschen verschiedener Länder die das Deutsche Eck besuchen bieten einen wunderschönen Kontrast zu den teilweise sehr einsamen Gegenden entlang des Lahnwanderweges.

Auf einer Schifffahrt auf dem Rhein entdecken wir Koblenz mit dem Deutschen Eck aus einer ganz anderen Perspektive. Den Nachmittag lassen wir im „Weindorf Koblenz“ ausklingen. Das am Rhein gelegene Weindorf wurde zur „Reichsausstellung Deutscher Wein“ im August 1925 erbaut. Hier stellten die einzelnen deutschen Weinbaugebiete ihre Weine in regionstypischen Fachwerkhäusern vor.

So. 12.09.2021

Heute fahren wir mit dem Zug von Koblenz zurück nach Weilburg. Noch einmal zieht unsere Wanderung im Zeitraffer durch die Zugfenster an uns vorbei. Die vielen Städtchen, Orte und Unterkünfte, die Begegnungen, die schönen und abwechslungsreichen Landschaften, dass leckere Essen und Trinken, aber vor allem die ruhige Stimmung und die Beschaulichkeit der dahinfließenden Lahn machten diese Wanderwoche zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Auf ein Wiedersehen an der Lahn

Ingrid und Klaus

Info:
Sabine Malecha, Joachim Lutz, „Lahnwanderweg“, Hikeline Wanderführer, Verlag Esterbauer, 2.  Auflage 2016

www.lahnwanderweg.de