Gemeinschaftstour Karnischer Höhenweg

Auf dem Karnischen Hauptkamm zwischen Österreich und Italien standen sich im Ersten Weltkrieg tausende österreichisch-ungarische und italienische Soldaten gegenüber. Heute verläuft dort der Karnische Höhenweg, der auch als Auf dem Karnischen Hauptkamm zwischen Österreich und Italien standen sich im Ersten Weltkrieg tausende österreichisch-ungarische und italienische Soldaten gegenüber. Heute verläuft dort der Karnische Höhenweg, der auch als „Friedensweg“ bezeichnet wird und in seiner Vielfalt zu den schönsten Weitwanderpfaden Europas zählt.

Sonntag: Zur Obstanserseehütte – Still und starr ruht der See
Schon während der Autofahrt am Vortag von Hagen nach Osttirol meldete der Wetterbericht: Eine Kaltfront mit ergiebigem Regen und auch Schnee wird am Sonntag die Alpen überqueren. Bereits beim Abendessen im Oswalder Hof nahe Kartitsch, unserem ersten Quartier, beschlossen wir, am nächsten Tag zur Hütte aufzusteigen. 3 Stunden Gehzeit, das sollte auch bei Regen machbar sein.

Wir, das sind Peter, Michael, Janusz, Jochen, Uli und ich. Als wir Sonntagmorgen nach dem Frühstück aufbrachen, tröpfelte es nur leicht von oben. Doch schon bald regnete es in Strömen und je höher wir kamen, desto mehr Schnee war dabei. Ziemlich durchfeuchtet erreichten wir die Hütte und freuten uns über die warme Stube. Draußen ruhte der See. Bei schönem Wetter soll man auf ihm sogar Tretboot fahren können.

Montag: Zur Porzehütte - Hinter der Kaltfront
Am nächsten Morgen hatte der Schneefall aufgehört, aber der Weiterweg zur nächsten Hütte, der Porzehütte, lag kaum erkennbar unter knöcheltiefem Neuschnee. Doch überm Rosskopftörl lichteten sich die Wolken, ein sonniger Tag kündigte sich an. Im Gänsemarsch stapften wir und auch die anderen Hüttengäste durch den Schnee zum Törl hoch, wo uns die Morgensonne begrüßte. Steil ging es auf der anderen Seite hinunter und schließlich waren wir froh, wieder festen Boden unter den Schuhen zu haben. Von dort bis zur Porzehütte war es aber noch einige Stunden Auf und Ab.
Dienstag: Zum Hochweißsteinhaus - Dem Himmel ganz nah
Acht Stunden reine Gehzeit sind es von der Porzehütte bis zum Hochweißsteinhaus, die Königsetappe. Der Weg verläuft auf der Grenze zwischen Österreich und Italien. Meist oben auf dem Kamm, kleine und auch größere Gipfel werden mal überschritten, mal umgangen. Im Süden ragen die Zacken der Dolomiten auf, im Norden der vergletscherte Großglockner.
Mittwoch: Hochweißsteinhaus – Ein 'Ruhetag'
Das Hochweißsteinhaus ist eine gemütliche Hütte, wie geschaffen für einen Ruhetag. Doch das schöne Wetter lockte nach draußen. Peter, Uli und ich stiegen auf den Namensgeber der Hütte, einen mächtigen Kalkklotz. Der Weg führte über Wiesen, später über Geröll und kleine Felsstufen zu einer steilen erdigen Rinne. An einem etwas schlappen Drahtseil hangelten wir uns zum Gipfelplateau hinauf. Ein einfaches, mit Stacheldraht umwickeltes Holzkreuz errinerte daran, dass vor 100 Jahren hier ein grausamer Krieg tobte. Etwas tiefer, auf der italienischen Seite, erblickten wir die Calvihütte, das Ziel von Jochen, Janusz und Michael. Nicht nur der Rotwein soll dort gut geschmeckt haben, erzählten sie uns später bei Kaffe und Kuchen auf der Terasse des Hochweißsteinhauses.
Donnerstag: Zur Wolayerseehütte - Bella Italia
Vor einem halben Jahrhundert war es für Bergsteiger noch verboten, die Grenze nach Italien zu überschreiten. Heute verläuft ein großer Teil des Weges zur Wolayerseehütte durch Italien. Erst lange bergab durch ein liches, mit Lärchen bestandenes Tal, dann genauso lange wieder bergauf an mehreren aufgelassenen Almen vorbei. Die Passhöhe war ein idealer Rastplatz. Zum Schluss führte eine Schotterstraße etwas öde zur Hütte. Fotogen lag sie oberhalb des Sees, in dem sich helle Kalkberge spiegelten.
Freitag: Abstieg - Gipfelschau oder Unterwelt

Abschied vom Höhenweg. Während Uli und ich noch einen Gupf bestiegen und von dort auf unseren zurückgekegten Weg blickten, schauten sich die anderen Schützengräben und Unterstände aus dem ersten Weltkrieg an. Italiener haben diese restauriert und begehbar gemacht, als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt.

Eine beklemmende Vorstellung: Vor hundert Jahren brachten sich junge Männer hier gegenseitig um. Doch heute trennt die Grenze nicht mehr, sondern sie verbindet die Menschen auf beiden Seiten. An der Valentinalm, schon tief unten, trafen wir uns wieder. Ein Taxi brachte uns zurück zum Oswalder Hof und eine erlebnisreiche Bergwanderwoche war zu Ende.