Dachsteindurchquerung

Die Gemeinschaftstour Dachsteindurchquerung vom 11.09. bis 18.09.2021

Helmut hat die Tour geplant und hatte zur Vorbesprechung Ulli, Janusz, Peter, beide waren schon mit Helmut auf Gemeinschaftstouren unterwegs, sowie Jutta und ich, die neu dabei waren. So waren wir eine Wandergruppe von 55 bis 75 Jahren. Wichtige Informationen waren die Corona-Regeln in den österreichischen Hütten. Abgestimmt wurde ferner, wer alles ein Erste-Hilfe-Set mitnimmt. Hans-Werner hatte noch Nachfragen zum Linzer-Steig. Das Ergebnis war, keine Klettersteigausrüstung mitzunehmen. Denn Steige sind noch keine Klettersteige und i.d.R. nicht besonders lang. Für die persönliche Ausrüstung / Kleidung war das bekannte Zwiebelprinzip die Empfehlung. Im Nachgang haben wir noch eine Checkliste für das Rucksackpacken bekommen.

Samstag 11.09.2021: Anfahrt – Der Zug war pünktlich
Am 11. September 2021 ging es dann um kurz vor 6 Uhr am Hagener Bahnhof los. Nach mehrmaligem Umsteigen war der Zielbahnhof Golling-Abtenau erreicht. Von Golling-Abtenau hatten wir einen ‚just in time‘ Taxibus-Transfer nach Annaberg. Gegen 16 Uhr waren wir an unserem ersten Ziel, dem Sport-Hotel. Nach den vielen Stunden im Zug Sitzen war ein Sparziergang notwendig, um die Gelenke etwas in Bewegung zu bringen. Nach einem guten Abendessen gab es noch eine gute Gemeinschaft. Für die am nächsten Tag zu bewältigenden 1000 Höhenmeter war ein rechtzeitiges Schlafen Gehen sinnvoll, um am nächsten Morgen zeitig aufbrechen zu können.
Sonntag 12.09.2021: Aufstieg – Die Sicht reicht immer weiter
Am 12. September ging es dann nach einem guten Frühstück zeitig los. Ziel war die Hofpürgelhütte. Der Weg ging zu Beginn der Straße entlang, dann über Wanderwege und Nebenstraßen. Im weiteren Verlauf hatten wir nur noch gute Wanderwege. An der Mah-dalm-Hütte machten wir eine Trinkpause. Nach ca. 11,4 km, 1180 Höhenmetern und einer Tourenzeit von 5 Std. 45 Min. hatten wir die Hofpürgelhütte erreicht. Kurz vor der Hütte konnten wir schon die nächste Hütte, die Adamekhütte sehen. Wir konnten aber ahnen, dass der Weg dahin nicht so direkt hinführen wird. Nach dem 3G-Checkin in der Hütte lief alles unkompliziert mit dem Aufenthalt.
Montag 13.09.2021: Linzer Steig – Am Stahlseil hinauf und hinunter
Am 13. September lag der Linzer-Steig vor uns. Nach einem zeitigen Aufbruch führte durch leichten Hoch-nebel ein einfacher Weg bis zu einer großen Wiese und einer Kreuzung von mehreren Wanderwegen. Ab die-sem Punkt war es nicht mehr weit, bis der Linzer-Steig begann. Der Steig wartete zu Anfang mit einer ersten Steigpassage auf. Ein Stahlseil diente als Geländer. Hier  bestätigte sich für mich auch, dass eine Klettersteig-ausrüstung nicht notwendig war. Im weiteren Aufstieg ging es dann über interessante Karstflächen, auf denen man hin und wieder schon genau auf seine Trittfolgen achten musste. Dann tauchte eine steile Felswand auf, die über einen drahtseilversicherten Steig überwunden werden musste. Zwischendurch war immer mal wieder die Adamek-hütte zu sehen, aber es ging weiter bergab und berg-auf über auslaufende Berghänge. Eine spezielle An-forderung waren steilere abfallende Kalksteinplatten ohne Auslaufmöglichkeit. Hier war besonnenes Rei-bungstreten angesagt. Nach ca. 12 km, 1010 Höhen-metern mit allen Zwischenanstiegen und einer Tour-enzeit von 8 Stunden erreichten wir dann die Adamek-hütte.
Dienstag 14.09.2021: Zur Simonyhütte – Fels, Steine und Schotter
Am 14. September war unser Ziel die Simonyhütte. Ich hatte nach dem Linzer-Steig nun einen einfacheren Wanderweg erwartet. Aber schon nach einem kurzen Abstieg von der Hütte aus bog der Weg auf einen schwarzen Weg ab. Hier konnten die Wanderstöcke schon wieder einge-packt werden. Dieses Karstgebiet hatte auch wieder interessante Weg-abschnitte. Das ein und andere Mal musste man schon gut nach den Wegmarkierungen suchen. Kurze Klettereien gab es auch genug. Nicht alle waren mit Stahlseilen versichert. Geschätzt war es nur Schwierigkeit 1 der Kletterskala. Als man endlich die Simonyhütte sehen konnte war schnell klar, es dauert noch länger bis zur Ankunft. Vor uns lag ein steiler Schotterabstieg mit einer Felsseite auf der linken Seite und einem tiefen Einschnitt auf der rechten Seite. Das war für mich gefühlt ein Stressweg, der aber mit Ruhe und Konzentration doch gut bewältigt wurde. Nach ca. 12,5 km, 900 Höhenmetern mit allen Zwischenanstiegen und 8 Stunden und 40 Minuten Tourenzeit erreichten wir dann die Simonyhütte. Geschafft durch drei Tage anspruchsvollem Wan-dern war ein Ruhetag in Aussicht. Doch der Hüttenwirt wies uns darauf hin, dass am übernächsten Tag Regen angesagt war. Seine Empfehlung: Für die lange Tour zum Guttenberghaus doch direkt am nächsten Tag weiterzugehen. Nach einiger Zeit des Beratens und der telefonischen Bestätigung vom Guttenberghaus, einen Tag früher kommen zu können, hatten wir uns für das Weitergehen entschie-den. Für diese längere Etappe war ein frühes Starten am nächsten Tag wichtig.
Mittwoch 15.09.2021: Kein Ruhetag – Durch die Latschenwildnis
Am 15. September ging es gegen 8:15 Uhr los. Zuerst ging es einen ausge-bauten Schotterweg bergab. Dann folge ein Strecke mit einem einfachem Weg. Dann noch einmal ein steilerer Abstieg mit mehreren Abklettereien. Nach diesen Abstiegen waren wir in einem Gebiet mit Wiesen und Latschen-kiefern. Da ging es auf einfachem Weg immer wieder leicht bergauf und bergab. Der Weg zog sich ge-fühlt wie Gummi dahin. Land-schaftlich wunderschön, doch mit zunehmender Wanderzeit wich die Wahrnehmung der landschaftlichen Schönheit der ansteigenden Müdigkeit. Der gefühlt letzte Kilometer führte wieder durch ‚schwarzes‘ Gelände mit herausfordernden Karst-flächen. Auch letzte drahtseilversichtere Steige verzierten den Wegabschluss. Als endlich das Gutten-berghaus zu sehen war, folgte noch ein steiler Schotterabstieg mit Versicherung und ein Wiederaufstieg zur Hütte. Nach ca. 16,4 km, 950 Höhenmetern im Aufstieg und 880 Höhenmetern im Abstieg und 9 Stunden und 25 Minuten hatten wir endlich die Hütte pünktlich zum Abendessen erreicht. Ich fühlte mich erschöpft, wenngleich die Entscheidung, den Ruhetag zu verschieben für mich eine richtige Entscheidung war.
Donnerstag 16.09.2021: Ruhetag -Wandern oder Kartenspielen?
Der 16. September war dann der ersehnte Ruhetag. Jeder hatte die Freiheit den Ruhetag für sich zu gestalten. Einige haben Wanderungen unternommen bzw. eine Fotografier-Tour und andere haben sich für das reine Ausruhen entschieden. Der Nach-mittag bot sich dann noch zum Kartenspielen, z.B. UNO, an. Die vier Tage mit den anspruchsvollen und der langen Etappe hatten ganz schön an meiner Kon-dition und mentalen Spannkraft gezehrt. Von daher behagte mit die geplante Etappe zur Austria-hütte mit einem Anstieg auf über 2500 Meter und einem langen steilen Schotterabstieg nicht. Janusz hatte andere Gründe, lieber den alternativen Weg mit Abstieg ins Tal Richtung Ramsau zu gehen. Diese unter-schiedlichen Wegplanungen führten zu einem offenen Austausch. Das Ergebnis war der Abstiegsweg mit der Option, mal schauen wie das Wetter morgen ist. Dieses Vor-gehen fand ich sehr gut, weil Gemeinschaftstour nicht heißt, einen Weg zwangsweise mit-gehen zu müssen, sondern offen gemeinsam die persönlichen Anliegen und Befindlichkeiten auszutauschen und stehen zu lassen. Mit einem guten Abendessen und guter Gemeinschaft ging der Tag zu Ende.
Freitag 17.09.2021: Abstieg – Auf dem Panoramaweg zur Austriahütte
Am 17. September hat das Wetter die Entscheidung getroffen. Hochnebel mit Nieselregen war der Grund, und auch die Empfehlung des Hüttenwirts, doch nun gemeinsam den Abstiegsweg Richtung Ramsau zu ge-hen. Die ersten etwa 500 Höhenmeter Abstieg hatten wir Nieselregen, dann wurde es trocken und die Sonne kam immer mehr zum Vorschein. Auf diesen Weg war es schön, dass wir an zwei Hütten einkehren konnten für einen kleine Stärkung. Oberhalb von Ramsau gingen wir einen landschaftlich schönen Panorama-weg. Dem folge dann ein Weg mit etwa 400 Höhen-metern Anstieg zur Austriahütte. Diese Etappe war ca. 15,4km lang, hatte 1200 Höhenmeter Abstieg und insgesamt 670 Höhenmeter Aufstieg und nach 6 Stun-den und 40 Minuten Tourenzeit erreichten wir die Austriahütte. Hier gab es mal wieder die Möglichkeit warm zu duschen. Diese Tour war ein schöner und ge-fühlt erholsamer Abschluss der Dachsteindurch-querung.
Samstag 18.09.2021: Rückfahrt – Schienenersatzverkehr und Bombenalarm
Am 18. September mussten wir leider zurückfahren. Nach dem Frühstück ging es etwa in 20 Minuten leicht gewandert zur Talstation der Dachstein-Seilbahn. Von da aus mit dem Bus zum Bahnhof in Schladming. Weiter mit dem Schienenersatz-Bus nach Bischofshofen. Dort hat-ten wir eine längere Wartezeit, bis der Zug nach Salzburg führ. Diese Zeit nutzten wir, um uns Bischofshofen anzu-sehen und etwas Proviant für die Rückfahrt einzukaufen. Dann starteten die Zugfahrt. In München mussten wir bei der Hinfahrt mit den Rucksäcken schnell laufen, um den Anschlusszug zu bekommen. Und fast in Hagen angekommen mit der Vorfreude, sich nach vielen Stunden Zugfahrt endlich ins Bett legen zu können, kam die Durchsage, dass der Zug wegen eines Polizeieinsatzes nicht in Hagen halten wird. So strandeten wir in Dortmund am Haupt-bahnhof. Die Ursache war eine Bombendrohung am Hagener Bahnhof. Helmut und Uli bekamen von der Bahn einen Taxischein und kamen damit bis nach Hause. Und Juttas Mann hat uns restliche Wan-derer abgeholt und nach Hagen gebracht.

Was kann ich noch sagen?

Die Gemeinschaft war sehr gut. Wir hatten viele Gespräche untereinander. Die Landschaft des Dachsteingebirges war vor allem bei dem überwiegend sonnigem Wetter wunderschön. Die Karstgebiete waren anspruchsvoll zu gehen und gleichzeitig eine gute Erfahrung, dass das geht. Eine neue Erfahrung war für mich, diese Karstgebiete ohne Wanderstöcke und mit eng anliegendem Rücksack mit einem Gewicht von ca. 13 kg zu gehen. Der eng anliegende Rucksack fühlte sich mit dem Körper wie eine Einheit an und gab dadurch Sicherheit in der Balancefindung und – haltung. Allein wäre ich so eine Tour nicht gegangen. Naja, die gefühlten ständigen Wiederaufstiege in einer Höhe über 2000m waren für mich etwas anstrengend als Belastungsasthmatiker. Mein Eindruck war aber, dass ich die Gruppe damit nicht wesentlich belastet habe. Die Tagesziele haben wir ja alle zusammen immer erreicht. Dagegen waren die Steigstellen mit dem Auf- und Abklettern für mich als Klettersportler eine angenehme Abwechslung.

Bericht: Hans-Werner Treppmann
Bilder: von den Teilnehmern